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Montag, 23.07.2012, 11:52:43

the Little Band from Gingerland – Time out Time

Kurzrezension

Ein gelungenes Debüt präsentiert nicht nur die Stärken einer Band, hier ist auch Platz für das, was (noch) nicht so gut gelingt. Denn schließlich dokumentiert ein Debüt die vorläufigen Resultate eines Kennenlernens. Es ist eben kein Spätwerk, das ein lange währendes Künstler_innenschaffen zur Perfektion zu bringen versucht. Wichtig für ein gelungenes Debüt sind daher vor allem frische Ideen, Energie, und dass man neugierig wird auf das, was da noch kommt.

Mit Time out Time legen the Little Band from Gingerland ihr Debüt vor. The Little Band from Gingerland, das sind Ángela Tröndle (Stimme, Piano) und Sophie Abraham (Cello, Stimme), die ergänzt werden durch Siegmar Brecher (Bassklarinette, Stimme) und Philipp Kopmajer (Percussion, Stimme). Zusammen ist ihnen ein äußerst vielschichtiges Werk gelungen, das sich stilistisch in keine der engen Schubladen stecken lässt, die der Mainstreamdiskurs diktiert.

Es ist Pop, es ist Jazz, es ist zeitgenössische improvisierte Musik, es sind esoterische Klangsphären, es sind klezmernde Klarinetten, es ist, es ist, es ist … vor allem aber eine mitreißende tightness, ein auf den Punkt gebrachtes Zusammenspiel aus treibendem Klavier, virtuosem Cello, expressiven Stimmen und noch mehr, das die Band mal kraftvoll, mal fragil grooven lässt. Meistens. Denn gebrochen wird dies mitunter durch »ernste« Einstreuungen und elegische Sphärenklänge, die, auf die Spitze getrieben, so entrückt klingen, dass es geradezu nach Erdung durch Groove schreit. (Noch mal) meistens gelingt dies. Dann löst sich die kompositorisch aufgebaute Spannung in einer erlösenden Eruption. Manchmal wird der Bogen aber auch überspannt, wirkt die Ernsthaftigkeit zu aufgesetzt, wird die Erlösung versagt. Das mag beabsichtigt sein, funktioniert aber leider nicht immer.

Darum ist Time out Time ein gelungenes Debüt, das mit dem, was ist, überzeugt und auf das, was kommt, neugierig macht.

the Little Band from Gingerland: Time Out Time, Cracked Anegg Records/Lotus Records 2012.

von senest | permalink