Kurzrezension
Als ernüchternd beschreibt Regisseurin Mirjam Unger die Situation während ihrer langjährigen Arbeit beim Radio: Im männlich dominierten Rock/Pop des Mainstreams traten gerade mal Björk oder PJ Harvey auf, abseits davon artikulierten sich die Riot Grrrls zwar energetisch und lautstark, aber nur eine kurze Zeit lang. So viel zur Lage im angloamerikanischen Raum. In Österreich war es noch bitterer … Bis vor rund zehn Jahren auch hier einige junge Frauen die Bühne betraten und (musikalisches) self-empowerment vorlebten, wenn auch nur vor einem kleinen Publikum. So ist es Mirjam Unger u.a. ein Anliegen, mit ihrem Film den Bekanntheitsgrad seiner Protagonistinnen Gustav, Clara Luzia, Teresa Rotschopf und Luise Pop zu erhöhen, indem sie ihn auf Tour schickt, wo er an Schulen sowie auf Musik- und Filmfestivals – wie kürzlich auf der Diagonale – zu sehen ist.
In seiner Narration oszilliert Oh Yeah, She Performs! zwischen Rampenlicht und Backstage, zwischen Endorphin-Highs und Selbstzweifeln, zwischen Öffentlichkeit und Privatheit. Der Jahreszyklus von Sommer bis Sommer dient dabei als ordnende Klammer für den fragmentierten Schnitt, der, statt fertige Portraits abzuliefern, die Zuschauer_innen dazu animiert, sich aus den Mosaiksteinchen ein eigenes Bild von den vorgestellten Musikerinnen zusammenzusetzen. Diese Technik läuft zwar Gefahr, bisweilen einen oberflächlichen Eindruck zu hinterlassen. In guten Momenten betont Oh Yeah, She Performs! damit jedoch auch die Vielschichtigkeit der Identitäten, die sich hier zwischen künstlerischer Integrität und lebensweltlicher Prekarität, zwischen Bühnen- und Privat-/Familienleben herstellen oder sich an patriarchalen Diskursen abarbeiten müssen, wenn es beispielsweise darum geht, dass Schlagzeugerinnen zu Beginn des 21. Jahrhunderts immer noch als exotisch gelten. Solche Borniertheiten sorgen aber sicherlich auch dafür, dass die vier Musikerinnen noch viele Songs schreiben und die Bühne rocken werden. Oh yeah!
Mirjam Unger, Oh Yeah, She Performs!, Mobilefilm Produktion 2012